Black Sea Dahu
SchweizAm Anfang war das Gedicht.
Janine Cathrein schrieb und schrieb, fasziniert von der Tatsache, Gefühle in Worte umzusetzen und so berühren zu können. Sie wäre wohl im Journalismus oder mit der Geige am Konservatorium gelandet, doch kam die Gitarre ins Spiel: kaum angezupft, eröffnete sich ihr eine neue Welt. Fortan übte und komponierte die Zürcher Fahrradkurierin ununterbrochen, verband ihre Worte mit Klängen: der Ursprung von Black Sea Dahu. Jener Name verbindet Cathreins Liebe zum Surfen mit dem Schweizer Fabelwesen Dahu, welches unterschiedlich lange Beine besitzt – ein sehnsüchtiges wie schräges Bild. Auf Reisen wurden die Songs vorgetragen und eine Band zusammengestellt, der auch ihre Geschwister angehören.
In der Kombination ergibt das wunderbare, mehrstimmige Gesänge mit Cathreins dunkler, warmer Stimme als Markenzeichen, untermalt von Cello, Gitarre, Bass, Keys und Schlagwerk. Musik, die berührt, Kraft gibt und authentisch sowie spürbar ist, weil hier echte Menschen am Werk sind. Und unabhängig der Zukunftsaussichten wird klar:
Am Ende bleibt die Musik.
Debut „White Creatures“
White Creatures, das Debütalbum von Black Sea Dahu – ist genau die Art von Platte, die deine innere Architektur neu ordnet und die dich letztendlich die Welt und dich selbst in einem neuen Lichte betrachten lässt. Wenn du es zulässt.
Drückt man auf Play, begibt man sich im Grunde auf die Suche nach einer Vision, betrachtet man eine Darstellung menschlicher Verfassung, gleich einem Röntgenbild, so wie Sängerin und Songwriterin Janine Cathrein sie erlebt. Die gesamte Reise – denn danach fühlt es sich an – ist eine große und staubige, aber reich orchestrierte und filmische Lesart urbaner Folk-Ästhetik. Die Arrangements, durchweg riesig, unterstützen und verstärken das sorgsam abgestimmte und emotional getränkte Songwriting – so wie man es eigentlich eher von Künstler_innen mit umfangreichem OEuvre erwarten würde.
Black Sea Dahu dagegen startet gerade erst.
White Creatures wurde über einen Zeitraum von vier Jahren geschrieben und dann in einem abgelegenen Studio in Giske, Norwegen, in 17 konzentrierten und intensiven Tagen aufgenommen. Janine erinnert sich, dass „… die meisten Sessions zwischen 15 und 20 Stunden dauerten. Ich musste mich völlig bloßlegen, um diese Gefühle rauszulassen und spätestens nach zehn Tagen Aufnahme wird man einfach verrückt!“
Tatsächlich war kreativer Wahnsinn eine Konstante während des gesamten Prozesses. Produzent und Engineer Gavin Gardiner (The Wooden Sky) brachte zudem einige unorthodoxe Methoden ins Spiel, um die Band „in the zone“ zu bringen.
Einmal wurde die ganze Gang losgeschickt, vor Ort eine Hochzeit zu sprengen. Sie wurden sofort entdeckt und rausgeworfen, aber das hat die gesamte Energie im Studio verändert! Um den Zauber des Augenblicks einzufangen, wurden Gesang und Hauptinstrumente live direkt auf Band aufgenommen – mit einigen behutsamen Overdubs und Texturen, die später hinzugefügt wurden.
Alchemistische Verwandlung
In Singer/Songwriter-Tradition ist White Creatures nicht nur ein sehr persönliches Dokument, sondern auch ein sehr intimer wie großzügig angelegter und einladender Raum. In ihn einzutreten ist wie einer alchemistischen Verwandlung beizuwohnen, ja, daran teilzunehmen: Alles Alltägliche wird verzaubert. White Creatures sickert in die erwachende Wirklichkeit. Die festen, konzeptuellen Grenzen zwischen Stadt und Natur lösen sich völlig auf (sie waren nie wirklich da, um genau zu sein). Die Welt wird eins, wenn auch nur vorübergehend und als Versprechen. Zeit und Raum fallen in sich zusammen, Erinnerungen überlagern sich mit dem unerschöpflichen Strom des unersättlichen und mächtigen Jetzt. Die steinigen, bluesigen Elemente des Lebens – die Unzufriedenheit, die Einsamkeit, Kummer, die gelegentliche Taubheit des Geistes; was wir sonst als die hässliche Seite des Lebens betrachten – werden plötzlich sowohl kostbar als auch schön.
Sie werden nicht nur erträglich, sondern zu einem Portal hin zu persönlicher Ekstase. Das Leben als Kunst und umgekehrt. Was es braucht, um dorthin zu gelangen, erfordert die selbstvernichtende Offenlegung und die totale Hingabe der Künstlerin – und auf White Creatures gibt es nichts als eben das!
Eine bunte, Merry Prankster-mäßige Gang hat Janine Cathrein geholfen, ihre klangliche Vision zu verwirklichen: Simon Cathrein (ihr jüngerer Bruder, gelernter Forstwart, Cellist, Perkussionist und Keyboarder), Vera Cathrein (ihre ältere Schwester, Zeltnäherin, Gitarristin und Bassistin), Paul Märki (Stadtnomade, gelernter Polygraf, Gitarrist und Bassist), Nick Furrer (Barista, Schlagzeuger, Perkussionist), Ramon Ziegler (Lehrer, der Mann für Piano und Keyboard). Und je nach Gelegenheit findet sich diese Crew/Familie in immer unterschiedlicher Form zusammen, um die Musik von Black Sea Dahu aufzuführen; als Duo, als Quintett, oder einfach alle zusammen.
Zum Schluss noch einige Worte über Janine Cathrein selbst. Sie ist eine Dichterin in Klang und Wort, eine Visionärin, Homedelivery Disponentin und eine höllische Fahrradkurierin. Sie ist außerdem bekannt dafür, selbstgemachte Erdbeermarmelade und Chili-Öl gegen Gitarren-, Schlagzeug-, Tasten-, Bass- und Gesangsunterricht einzutauschen.
Die Band
- Janine Cathrein – Gesang, Gitarre
- Simon Cathrein – Cello, Perkussion und Keyboard
- Vera Cathrein – Gitarre, Bass
- Paul Märki – Gitarrist, Bass
- Nick Furrer – Schlagzeug, Perkussion
- Ramon Ziegler – Piano und Keyboard
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